Gedanken zur Kunst: Wie man 2000 Jahre alt wird

von Dez. 14, 2021Allgemein

Wer heute lebt, muss sich auf eine ungeheure Vielfalt von Kunstwerken, Stilen und Künstlern einstellen. Was neu hinzukommt, wirft ein anderes Licht auf alles. Mein Großvater sah einen anderen van Gogh als ich. Nichts ist endgültig. Das macht das Geheimnis der Kunst aus. Sie ist ein Urgeheimnis und überbrückt alles Trennende des Raumes, der Zeit, der Rasse und der Sprache. Aber es fällt den Menschen heute, ganz im Gegensatz zur Antike, schwer, Zugang zur zeitgenössischen Kunst zu finden. Schnelle Antworten, solche im üblichen Sinne und solche wie heute gewohnt, gibt es in der Kunst nicht. Aber sie kann in der Zeit, in der wir uns befinden, in der es in unserer Gesellschaft tiefe Gräben zu überbrücken gilt, Gespräche anregen, Brücken bauen. Wer hat nicht schon die ganz besondere Atmosphäre in einem Museum erlebt, die geradezu einen gedanklichen Meinungsaustausch über existentielle Fragen evoziert? Ein besonderes Phänomen erfahre ich an mir immer wieder, nämlich, dass fernste Vergangenheit zur Gegenwart wird. Wer eine griechische Aphrodite einfühlsam betrachtet, der ist 2000 Jahre alt/jung. Wer Kandinskis erstes abstraktes Aquarell anschaut, ist 110 Jahre alt.

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